Hat Mike Tyson gegen Jake Paul absichtlich verloren?

Manchmal frage ich mich, wie wir uns selbst täuschen, wenn es um Helden geht. Als ich Tyson letzte Nacht im Ring sah, wurde mir das wieder klar. Der Mann, der uns unzählige magische Momente geschenkt hat, stand da – kämpfend, aber mit einem Hauch von Endlichkeit. Es tat weh. Und trotzdem: Die Frage, ob er absichtlich verloren hat, ging mir nicht aus dem Kopf.

Vor ein paar Jahren habe ich einen Boxtrainer kennengelernt, der immer sagte: „Im Ring bist du ehrlich, weil du keine Wahl hast.“ Und doch, bei diesem Kampf? Es fühlte sich anders an. Tyson hat gekämpft, ja. Aber wo war der Biss, die Gnadenlosigkeit, die ihn zur Legende gemacht hat? Seine Bewegungen, seine Schläge – es war alles irgendwie… langsamer. Und Paul? Der war clever, hat sich viel bewegt und geschickt Lücken genutzt. Aber das war nicht alles.

In Runde drei, als Tyson anfing, auf seinen Handschuh zu beißen, dachte ich kurz an eine alte Verletzung oder irgendeinen Trick, um die Kraft zu bewahren. Jetzt glaube ich: Es war seine Art zu zeigen, dass der Körper nicht mehr kann, was der Geist will. Absichtliche Niederlage? Nein, das war’s nicht. Aber vielleicht doch ein stilles Akzeptieren, dass die Zeit unaufhaltsam ist.

Am Ende hat Jake Paul gewonnen. Doch für mich bleibt die Frage: Haben wir zu viel von einem Mann erwartet, der uns bereits alles gegeben hat? Vielleicht liegt der Fehler bei uns.